Offizielles zur Erft

Inofizielle Informationen über den Umbau der unteren Erft unter Leitung der Kanugemeinschaft Erft

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ole
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Offizielles zur Erft

Beitragvon ole » 5. Feb 2005, 15:28

Bericht des Umwelt- und Gewässerbeauftragten des Bezirk 5

Erft
Gute Nachrichten für Slalomfahrer, Freestyler und Wanderfahrer beim Erfthearing am 16.11.2004
Auf der unteren Erft im Stadtgebiet Neuss gibt es zwischen "Gut Gnadenthai" und "Wiesenwehr" eine kleine Wildwasserstrecke, die bei Slalomfahrern, Freestylern und Wanderfahrer besonders beliebt ist. Oie "Kanugemeinschaft Erft in Neuss e.V.", in der sich mehrere Kanuvereine, darunter auch mehrere Vereine aus dem Bezirk 5 zusammengeschlossen haben, möchte die Stecke gern weiter zu einer Trainingsstrecke vergleichbar der in Hohenlimburg ausbauen. Das Sportamt der Stadt Neuss sowie der Kreissportbund Neuss befürworten das Projekt. Deshalb herrscht unter den Kanusportlern freudige Erwartungsstimmung, geht es doch scheinbar nur noch um die praktische Organisationder Bauarbeiten.
Doch plötzlich tauchen neue Bedenken im Zusammenhang mit der beginnenden Umsetzung der neuen EU - Wasserrahmenrichtlinie durch den Erftverband auf. In Kanukreisen wird die Frage gestellt, ob und inwieweit die Umsetzung der EU - Richtlinie dem Erhalt und weiteren Ausbau der Wildwasserstrecke entgegenstehen könnte.

Beim Erfthearing informierte der Erftverband am 16.11.2004 im Rathaus Neuss die geladen Vertreter von Presse, Landwirtschaft, Gewerbe, Braunkohlentagebau, grundwassergeschädigten Hauseigentümem, Naturschutzverbänden sowie des Sportamtes der Stadt Neuss und des Kanusports über die Planungen zur Umgestaltung der Erftaue gemäß EU - Wasserrahmenrichtlinie. Nachfolgend werden die für den Kanusport wichtigen Punkte dargestellt:

Der Erftverband wird in den kommenden 50 Jahren die Flusslandschaft der Erft schrittweise revitalisieren. Das bedeutet Befreiung des Flusses durch Abbau von Querbauwerken (Wehren) und seitlichen SteinschOttungen (Kanalisierung), Anhebung der Sohle, Verbreiterung des Flussbettes und Wiederherstellung einer breiten ursprÜnglichen Auenlandschaft (Überschwemmungsgebiet) mit Abbruchkante und abwechslungsreicher Morphologie, Mäandern, Flussnebenarmen, Sandbänken, Wasserlöchern sowie vielfältiger Fauna und Flora. Innerhalb der Aue soll der Fluss seinen Weg zukünftig selbst suchen und ihn nach Hochwasser verändern können.

Am Ende des Umgestaltungsprozesses sollen nur noch solche Beeinträchtigungen der Erftaue zulässig sein, die aufgrund überwiegender Interessen unabweisbar sind. Dazu zählen z.B. Einleitungen der kommunalen Abwasserwerke auf dem neusten Stand der Technik, Bestandschutz von Gebäuden und Strassen, Hochwasserschutz fOr die bestehenden Siedlungsflächen und vielleicht das eine oder andere Wehr etwa zum Erhalt historisch bedeutsamer Flussarme wie der Obererft im Stadtgebiet Neuss. Alle anderen Beeinträchtigungen sollen im verträglichen zeitlichen und finanzierbaren Rahmen Schritt fOr Schritt beseitigt werden.

Was bedeuten die anstehenden Veränderungen für die Kanu - Wildwasserstrecke?
Das Konfliktpotential umfasst zwei Punkte:
1) den Erhalt von Wehren im Bereich der Wildwasserstrecke und
2) die Einleitung von SOmpfungswasser aus dem Braunkohlentagebau.
Für ausreichend Wassergefälle und Wasserdruck ist die Wildwasserstrecke auf den Erhalt von Wehren angewiesen. Oie EU - Richtlinie sieht hingegen den Abriss von Stauhaltungen vor, um insbesondere die FlOsse für Wassertiere und insbesondere große Wanderfische durchgängig zu machen und um dem Fließ gewässer seine dynamische Kraft zur Gestaltung der Aue zurÜckzugeben.

Aber so wie sich der Heimatverein in Neuss für den Erhalt bestimmter Wehre zur Bewahrung des historischen Stadtbildes und der Obererft erfolgreichversprechend einsetzt, werden sich die Kanusportier zusammen mit der Stadt Neuss - Sportamt und dem Kreissportbund Neuss für den Fortbestand von ausreichend Wehren im Bereich der Wildwasserstrecke stark machen.

-Als praktische Kompromisslösung hat der Erftverband bereits die Anlage von modernen Fischtreppen an den Wehren erwogen. Zu Gunsten der Wildwasserstrecke ist auch zu berücksichtigen, dass es sich nur um einen kurzen Flussabschnitt in Stadtrand lage handelt.
Das Thema "Wehre" wird der Erftverband bei einem weiteren, noch nicht feststehenden Termin, mit der "Kanugemeinschaft Erft in Neuss" erörtern. Der Zugvogel wird darÜber berichten.
Nun zu den Sümpfungswassereinleitungen. Ohne konstante Einleitung von derzeit durchschnittlich 8,5 m3/s bis 7,6 m3/s Grundwasser aus den angrenzenden Braunkohlentagebaurevieren Garzweiler und Hornbach wäre die Erft ein kleiner Wiesenfluss, der sich nur zum Kanuwandern eignen würde und im Sommer nicht selten über Steine hinweg zu Fuß Oberquert werden könnte. Erst durch die massive Einleitung von SÜmpfungswasser kommen die für Wildwasser benötigten Wassermengen in der Erft zusammen.
Das Schicksal der Wildwasserstrecke an der Erft ist folglich mit dem Fortbestand des Braunkohlentagebaus und weiteren SOmpfungswassereinleitungen auf engste verbunden.

Der Kanusport kann deshalb von GlÜck reden, dass der Erftververband zur Revitalisierung der Erftaue ebenfalls auf die SOmpfungswassermengen angewiesen ist - wenigstens für einen gewissen' Anfangszeitraum - obwohl sich Braunkohlentagebau und Sümpfungswasser wegen ihrer umweltschädlichen Wirkungen eigentlich mit Naturschutz Oberhaupt nicht vereinbaren lassen. Sie sind verantwortlich fOr die Verschandelung großer Landschaftsflächen, für die Absenkung des Grundwassers im Umland und die dadurch verursachte Austrocknung land- und forstwirtschaftlicher Flächen. Umweltschädlich ist auch die Nutzung des Sümpfungswassers als Kühlwasser in den angrenzenden Kohlekraftwerken. Die dadurch bewirkte Aufwärmung des Wassers regt das Bakterienwachstum (z.B. Leptospiren) in der Erft an und vermindert Sauerstoffgehalt und GewässergOte zum Nachteil der im Wasser lebenden Fauna und Flora. .
Nun können Erftverband und EU - Richtlinie den Braunkohlentagebau wegen seiner nationalen Bedeutung (Energiereserve, Beschäftigungssicherung) zwar nicht stoppen, aber schon heute wäre es technisch möglich, dass gesamte SOmpfungswasser durch bestehende Kanäle in den Rhein zu leiten, dessen Wasservolumen die Belastung durch das SOmpfungswasser besser kompensieren könnte als die kleine. Erft.
Davon sieht der Erftverband aber vorerst ab, weil er nach den derzeitigen - allerdings veränderbaren -Planungen die durch die Sümpfungswassereinleitungen verstärkte Strömungskraft der Erft gezielt zur zügigen und kostengQnstigen morphologischen Neugestaltung der von SteinschOttungen und Wehren befreiten Flussaue einsetzen möchte.
Außerdem dienen die Wassereinleitungen zunächst noch zur Verdünnung der teils kritisch belasteten Abwasser aus den Abwasseranlagen der anliegenden Gemeinden; deren Abwassermengen bei starken Niederschlägen teils ungeklärt in die Erft Oberlaufen. Wegen erheblichen Kosten können die Abwasseraufbereitungsanlagen jedoch nur sukzessive über einen längeren Zeitraum technisch verbessert werden.
Nach der derzeitigen - allerdings jederzeit veränderbaren - Planung, will der Erftverband von heute an noch circa 30 Jahre lang an den massiven SOmpfungswassereinleitungen festhalten.
Erst nach Ablauf von ca. 30 Jahren, wenn sich Braunkohlentagebau und SOmpfungswassermengen langsam erschöpfen werden, plant der Erftverband die zunehmende Reduzierung der SOmpfungswassereinleitungen in die Erft und deren Umleitung durch Kanäle in den Rhein. Ab 2045 soll dann Oberhaupt kein Sümpfungswasser mehr in die Erft geleitet werden.
Betrachtet man angesichts dieser Zeitplanung "den Käse und nicht die Löcher", so können sich Sialomfahrer und Freestyler wohl noch 30 Jahre lang auf Erftwellen freuen.
Aus dem Bericht von Thomas Knipping nZugvogel Blau-Gold Köln e. V. "
Am 13.09.2004 wurde der erste Spatenstich zur Umbaumaßnahmen an der unteren Erft/ Gut Gnadenthai festlich eingeleitet. Hierbei war die Prominenz aus Politik, der Stadt Neuss, des Kanuverbandes NRW und viele Kanuvereine anwesend.

Zur ersten Baumaßnahme wurden die Mitgliedervereine der Kanugemeinschaft Erft in Neuss e.V." am 11.12.2004 aufgerufen.
Olli

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