Fünf Paddeltage umfasste die diesjährige große Gepäcktour des WSVB. Sie führte auf ihrer 200 km Gesamtlänge durch fast menschenleere Winkel des wasserreichsten deutschen Bundeslandes Brandenburg und dem polnischen Verwaltungsbezirk Westpommern. Zwischen Eisenhüttenstadt und Mescherin zeigte sich den Teilnehmer/innen der Paddeltour ein unerwartetes Stück Natur und Ortschaften, in denen der westliche Wohlstand offensichtlich noch nicht angekommen ist.
Neun Mitglieder des WSVB machten sich im September auf, um gemeinsam den Grenzfluss Oder mit ihren Kajaks zu entdecken. Alle hatten vor Antritt der Reise ihre ganz eigenen Vorstellungen was sie in den fünf Tagen erwarten wird und was die landschaftlichen Gegebenheiten bieten werden. Aber wie es immer so ist: Vorstellung und Realität gehen nicht immer so ganz einher. So hatte sich zu Beginn der Reise niemand vorstellen können, dass 30 Einwohner auf den km² absolute Einöde bedeuten und die Binnenschifffahrt nach der Wende regelrecht zum Auslaufmodell geworden ist. Wer einmal versucht hat den Oderbruch mit dem Kajak zu erforschen - versucht deswegen, weil die 700 km² große Fläche, geprägt durch Feucht- und Trockenzonen nicht immer mit Treideln und aufwendigen Umtragungen zu bezwingen sind - wird feststellen: Hier geht es auf einigen der zahlreichen Kanälen nicht immer weiter! Versumpft oder versandet sind ganze Abschnitte bei sommerlichen Wasserständen und stellen noch so beherzte Abenteurer/innen zwischen Schilfgürteln und Steppenpflanzen vor unlösbare Aufgaben. Spätestens hier wird einem der Vorteil einer Mitgliedschaft im WSVB bewusst, denn bei jedem modernen Teambuilding zahlt man eine menge Geld für solche in der Gemeinschaft zu lösenden Situationen. Die Gruppe hat bei dieser Sack & Pack-Tour einiges über die Region und sich selbst lernen dürfen.
Wer auf der Grenzgängertour eine umfangreiche Infrastruktur erhoffte, befand sich gehörig auf dem Holzweg. "Wildes Campieren" und Einkäufe in bei uns längst in Vergessenheit geratenen ?Tante Emma Läden? prägten den einzigartigen Charme einzelner Etappenstopps. Tagsüber zog es die Gruppe immer wieder durch die Territorien der Biber, welche 1986 in der Region neu angesiedelt wurden. Heute macht man überall längs der Oderufer Spuren der Großnager aus. Angenagte und gefällte Bäume zeigen die beeindruckende nächtliche Arbeit der von Naturschützern geschätzten 500 Exemplaren. Die leise Fortbewegung mit dem Kajak gibt die Möglichkeit Störche, Fischadler, Rohrdommeln, Taucherseeschwalben und zahlreiche Entenarten zu beobachten. Ein wahres Paradies für Ornithologen.
Ein Gaststättenschild mit der Aufschrift ?Parken am Panzer?, das Erscheinungsbild verrosteter Wachtürme, die heute nur noch als Mahnmale fungieren, zahlreiche Kriegsgedenkstätten auf deutscher wie polnischer Seite, dies alles hielten den WSVB-Grenzgängern die düstere Geschichte Deutschlands vor Augen. Trotz dieser Vergangenheit wehte ihnen Warmherzigkeit entgegen, wenn sie ihre Boote am Ufer fest machten und durch polnische Dörfer am Oderufer streiften.
Wer bis zur Heimreise, die am imposanten Schiffshebewerk Niederfinow vorbei führte, noch an den umfangreichen Fähigkeiten der Gruppe zweifelte, der konnte spätestens da feststellen: Wenn alle ihre Fähigkeiten in eine Waagschale werfen, dann kann sie nichts aufhalten! ? nicht einmal ein defektes Fahrzeug.
Die Begeisterung für das Seekajakfahren im WSVB ist groß. Das zeigte sich auch jüngst, beim...
Es gibt Touren, die über die Jahre zu Institutionen werden. Die erste Tour des Jahres zählt...